Freitag, 3. September 2010

Der heilige Gral

Diesen Artikel schreibe ich, um nochmal meine Intention und die Idee dieses Blogs zu verdeutlichen. Ich versuche hier gleichzeitig die wesentliche Fragen aus den E-Mails und dem Blog zu beantworten.

Ich habe DEN heiligen Gral nicht gefunden, nur MEINEN. EUREN müsst Ihr selber finden.

Zielgruppe
Ich habe mehrmals betont, dass sich dieser Blog nicht an blutige Anfänger richtet - und das liegt nicht daran, dass ich sie nicht mag (war schliesslich auch mal einer), sondern vielmehr daran, dass sie schlicht nichts mit dem anfangen können, was ich hier schreiben werde.
Alle Anfänger sind auch herzlich eingeladen mitzulesen, Ihr solltet Euch aber den den anderen Lesern zur Liebe mit trivialen Fragen zurückhalten. Der Blog wird nicht abgeschaltet und ich archiviere ihn regelmäßig, so dasss die Inhalte auch in Zukunft noch Ihren Zweck für den angehenden Trader erfüllen können.
=> EDIT: 04-09-2010
Ich habe es schon durchklingen lassen, aber ich bin kein Vertreter der Theorie, dass jeder Traden lernen kann. Ich erwarte nicht, dass die Seite hier für jeden einen Mehrwert generiert; die Seite ist für Menschen mit knallharten Zielen und einer Vorstellung von Fleiss, Ehrgeiz und Opferbereitschaft jenseits der Standards und Normalität. Wer nicht die notwendige Zeit für diesen Berufswunsch aufbringen kann, sollte hier nur zur Unterhaltung lesen.
Meine Einstellung in Kurzform: Viele können erfolgreich sparen lernen, einige können erfolgreiche Investoren werden, wenige werden erfolgreiche Trader.

Werbung und Geschäfte
Ich zähle ohne Zweifel zu den erfolgreicheren Tradern und habe nicht vor, hier irgendjemandem etwas zu verkaufen und genausowenig  irgendjemandem etwas zu schenken, was ihn unmittelbar reich macht. Sollte ich hier jemals etwas kostenpflichtiges anbieten, so wird es sowohl karitativen Charakter als auch den einer typsichen Win-Win-Situation haben.
Sehr geehrte Gewerbetreibende und Broker: Werbung schalte ich hier für 5.000 Euro aufwärts im Monat (je nach Pixelanzahl), ausserdem möchte ich einen Leser dieses Blogs (findet sich sicher einer) als technischnen Analysten an Ihr Unternehmen mit Festanstellung vermitteln (... damit sollte sich das Thema dann hoffentlich erledigt haben).

Coaching
Fangen wir mit der Frage des Coachings an. Ein Coaching ist für mich nicht lukrativ genug und es verpflichtet mich zu einer Aufgabe, die ich nicht nach meinen Ansprüchen erfüllen kann - gäbe es eine Garantie für den Erfolg der Schüler nach dem Coaching oder wenigstens eine nennbare Wahrscheinlichkeit, täte ich es und würde mit einem Tagessatz von 3.000 Euro starten, damit es sich vernünftig rechnet. Ich habe einen hohen Anspruch an mich und wenn ich mal jemanden coache, dann vermutlich eher kostenlos. Bis dahin überlasse ich das Coaching den vielen, sich tummelden, aus meiner Sicht finannziell eher ehrenamtlichen Coaches, die Ihr zu Hauf im Netz finden könnt. Für mich wird es immer ein Rätsel bleiben, wie sich erfolgreiche Trader für derartige Unterbezahlung buchen lassen oder diverse Seminare geben - ein Schelm sei, wer Böses dabei denkt.

Systeme und Signale
Ich habe ein zeitlang live jedes Kauf- und Verkaufssignal über Twitter gepostet (geht auch demnächst weiter) und musste mir trotz guter vollautomatischer Performance irgendeinen Quatsch anhören, warum ich nicht genauso trade wie das System über Twitter. Natürlich handle ich diese Signale absolut individuell, was daran liegt, dass der Markt individuell ist. Kein System weiss vorher was passiert und nur durch meinen Erfahrungsschatz und meine Fähigkeiten kann ich diese Signale optimal nutzen. Schon aus diesem Grund kann ich niemandem ein komplettes System in die Hand legen. Egal wie gut es ist, die meisten werden es schlechter handeln als ich - ich, der es geboren und aufgezogen hat ... und so blöd es sich anhört: Keines meiner Systeme will zu Euch - sie gehören zu mir wie mein eigen Fleisch und Blut und sie sind nur gut zu mir. Ich bin nicht irre, aber das ganze hat natürlich eine metaphysische Komponente, ob man es glauben will oder nicht. Ansonsten bin ich normal :-).

Was will ich?
Ich will irgenwann einmal aufhören und werde sicher nicht mehr lange traden; ich habe zwei feste Mitarbeiter und nur sieben Kunden mit Verträgen über noch ca. fünf Jahre. Das reicht um noch was zu fühlen und mitzubekommen wenn ich mich langsam zurückziehe.
Ich kann noch ein wenig abgeben und möchte mich nicht in den nächsten Jahren in Blogs und Foren quälen und alles bekämpfen, was mir nicht gefällt. Ich schreibe hier meine Sicht der Dinge, meine Erfahrungen. Ich schreibe vom Parket, über den klassischen Hedgefond bis zum privaten Kapitalverwalter und Eigenhändler. Heute bin ich der Meinung, dass nur die Lebens- und Berufserfahrung einen guten Trader aus mir gemacht hat; es war nicht irgendein System oder Buch - schon gar kein Coach oder Seminar. Daher befriedigt es mich auch nicht meine Trades zu zeigen, ich bin auch nicht im geringsten exhibitionsistisch veranlagt - aber meine Gedanken und offene Kritik herauszulassen, ein wenig aufzuklären wie es wirklich ist und vor allen Dingen wie es nicht ist - das ist für mich äusserst zufriedenstellend. Ich lade alle ein sich einfach eine alternative, Non-Mainstream-Meinung zum Thema Trading anzuhören. Ich habe aber über die Jahre auch viel bekommen und gebe nun auch ein wenig davon zurück.

Was könnt Ihr Euch sparen?
Ihr könnt Euch sparen nach meinem Systemen im Detail zu fragen oder nach live Signalen, die Euch immer zum Gewinn führen; auch muss ich Euch nichts beweisen: Glaubt es oder glaubt es nicht; wenn Ihr es nicht glaubt, spart Euch die Mühe Beleidungungen und Zweifelsarien abzulassen. Schreibt Euren Frust und Eure Zweifel in anderen Blogs und Foren nieder und sucht Euch dort Gleichgesinnte.   
Ihr könnt Euch übrigens auch sparen mich zu fragen, ob ich Euch Geld borge oder Euch einstelle, bei aller Liebe zum Trading, das wäre wohl doch ein wenig zu einfach. Sachen gibt's ...
=> EDIT: 04-09-2010
"Erst denken, dann schreiben": Lest einen Post von mir erst vollständig durch und überlegt ein paar Minuten, was wirklich fragenswert ist. Ein zusammengefasster Kommentar ist sinnvoller als viele aufeinander folgende zerstückelte Fragmente. Dies kann ausserdem dazu führen, dass die Bloggersoftware irgendwann anfängt weitere Kommentare als Spam auszufiltern (was für nachfolgende anonyme Kommentatoren ärgerlich ist). Diese Regel bedeutet aber auch, dass sich der intelligente Leser Gedanken machen sollte, was er für eine Antwort erwartet, Fragen wie "... kannst Du das beweisen?", "... kannst Du all Deine Kniffe und Tricks auflisten?" oder "...kann ich Deine Frau mal sehen" sind als gleichwertig schwachsinnig zu bewerten und können zwar theoretisch positiv beantwortet werden - praktisch werden sie das aber nicht. Man kann sich solche Fragen also sparen.

Was werde ich geben?
Wie schon erwähnt erzähle ich viel von meinen persönlichen Erfahrungen; zum Teil sind sie vermutlich auch persönlich transferierbar und anwendbar. Psychologische Askpekte werden dabei genauso eine Rolle spielen wie physiologische und menschliche.
Zusätzlich werde ich meine Charttemplates, Systeme und Indikatoren zur Verfügung stellen (wie gesagt ohne Garantie) sowie Indikatoren, die ich verwende und für wichtig erachte, inklusive einer Beschreibung meiner MM- und RM-Strategien.
Letzten Endes ist aber das Wertvollste, dass ich geben kann die Beschreibung meiner Herangehensweise an das Trading, die Vorbereitung und die Abwicklung - das ist das Salz in der Suppe und das gilt es zu begreifen. Alles andere gibt's eigentlich auch woanders :-)



P.S.: Dieser Artikel wird bei Bedarf weiter ergänzt! Die neuen Stellen werden mit EDIT:DATUM gekennzeichnet.

Lektion 6 - Treue

Wieso Treue?

Es geht um meinen Ansatz. Natürlich vertraue ich meinem System und werde trotz Drawdown ab Montag wieder aufmerksam weiter handeln; das System ist natürlich den gleichen Schwankungen unterworfen wie jeder einzelne Trader. Dies ist übrigens eines der größten Anfängerprobleme; viele handeln nach Systemen oder Ansätze, die im Grundsatz nicht schlecht sind, die Drawdown-Phasen brechen dann allerdings die Stabilität der Psyche und Vernichten das Vertrauen in die Idee. Dies ist meiner Meinung der Grund, warum die Fähigkeiten eines Traders nicht unterschätzt werden dürfen - es ist eine Kunst (lohnend) treu zu bleiben - egal wem!

Wikipedia schreibt zu Treue:
"Treue ist eine Tugend, die die Verlässlichkeit eines Akteurs gegenüber einem anderen, einem Kollektiv oder irgendeiner Sache ausdrückt."

Der Trader ist ein tugendhafter Mensch; er muss natürlich nicht nur gute Tugenden verkörpern, allerdings dürfen die meisten nicht anteilig in ihm Vorkommen, sondern sie müssen ihn ausfüllen. Es gibt messbare Tugenden, wie z.B. den "Ordnungsinn", man kann sich schnell selbst prüfen ob man diesen besitzt und man kann ihn gut kontrollieren - es gibt aber auch schwer messbare, wie z.B. "Mut", welcher absolut umgebungsabhängig ist und einen schnell täuschen kann (viele dachten schon sie seien mutig, waren es aber eigentlich nur in seltenen, bestimmten Situationen).

Treue gehört zur zweiten Kategorie. Sie ist eines der größten Merkmale von Verbindlichkeit und Eingeständnis. Warum liest man davon nie im Zusammenhang mit Trading? Wikipedia schreibt weiter:
"Sie basiert auf Vertrauen und/oder Loyalität, ist aber nicht unbedingt ein Indikator dafür, dass sie einen würdigen Gegenstand hat".


Was für ein Dilemma! Und genau darin liegt die Kunst.

Zwischenspiel

Ich habe zwar diese Woche schon wieder gehandelt, allerdings ausschliesslich den E-Mini und Bund, was hier im Blog vorerst noch keine Rolls spielen soll. In den letzten Wochen habe ich viel gelesen und mich auch mit einigen Trader ausgetauscht. Die meisten von uns warten auf ein klareres Bild in den Indizes und traden derzeit nur kleine Positionen - diese Zeit ist ein gutes Beispiel warum vollautomatische Handelssysteme Schwächen haben und regelmäßig kontrolliert und evtl. auch angepasst werden müssen.

Vor meinem Urlaub hatte ich erwogen, das Fdax-Handelssystem und die Signale auf Twitter weiterlaufen zu lassen und es war gut sich dagegen zu entscheiden. Auch wenn das System derzeit unter dem Strich wieder nur wenig im Soll ist, so hat es innerhalb von vier Wochen einen Drawdown von ca. 5K erzeugt, ein blindes Nachhandeln wäre also sehr teuer geworden. Ich habe letzte Woche alles im Simulator durchlaufen lassen und ehrlicherweise leider zusätzlich noch festgestellt, dass ich selbst bei diskretionären Eingriffen noch einen Drawdown von ca. 2,2K gehabt hätte. Da hätte man mich dann man ordentlich verlieren sehen, was den einen oder anderen vielleicht ein wenig beruhigen würde - denn ja, ... man macht eben auch Verluste. Zu diesem Hintergrund gibt es einen weiterführenden Post von mir: Lektion 6: Treue

Ich habe noch viele offene E-Mails zu beantworten und einige warten noch auf die Versendung der Templates, aber ich bin derzeit noch nicht hinterhergekommen mit der Beantwortung, werde aber jede Mail beantworten (denn so viel sind es nun auch wieder nicht). Die noch offenen Mails gehen dies Woche raus.