Samstag, 28. August 2010

Lektion 5 - Kann ich mich selbst beurteilen

Kaum eine Basisdefinition passt besser auf einen erfolgreichen Trader als die des "homo oeconomicus",  Wikipedia definiert die wie folgt::

Der Homo oeconomicus bezeichnet einen (fiktiven) Akteur, der
  • eigeninteressiert und
  • rational handelt,
  • seinen eigenen Nutzen maximiert,
  • auf veränderliche Restriktionen reagiert,
  • feststehende Präferenzen hat
  • und über (vollständige) Information verfügt.
Den Rest des Modells wollen wir an dieser Stelle schnell vergessen, aber die oberen Punkte (insbesondere der letzte) sind ein gute Annäherung ohne die Berücksichtigung der psychologischen Komponenten.

Aber wie kommt man dahin, wie wird man Trader?

Hier einmal die typischen Stationen eines Traders aus meiner Sicht, unter der Prämisse, dass man nicht nach irgendeiner Phase aufgibt - der eine oder andere mag sich wiederfinden:

PHASE 1 - MICH INTERESSIERT DIE BÖRSE
  • Erstes Interesse für die Börse,
  • Kauf der ersten Literatur,
  • Erste Informationsbeschaffung im Internet,
  • Kontoeröffnung (Demo oder Real) mit ersten Gehversuchen.
PHASE 2 - ICH KENNE DIE BÖRSE UND DIE AKTEURE
  • Trading ist anders als einfach nur ein paar Aktien kaufen, 
  • passive oder aktive Teilnahme an Blogs/ Communities,
  • Kontakt zu andern Tradern aufbauen,
  • andere versuchen für das was ich mache zu begeistern,
  • erstes Verständnis entwickeln für die Märkte,
  • Methodentraining: technische Analye, News, Mondzeiten, etc.
PHASE 3 - DIE REALITÄT IST HART
  • Trading ist etwas ganz besonderes, etwas elitäres,
  • ich bin stolz ein Trader zu sein,
  • oh man, was erzählen die Laien immer nur von der Börse, die haben doch keine Ahnung,
  • ich kann jetzt schon viel und brauche Praxiserfahrung,
  • erste Gewinne, aber die Verluste fressen alles auf.
PHASE 4 - ICH BIN TRADER UND WEISS BESCHEID
  • irgendetwas lief falsch,
  • ich braucht einen neuen Ansatz,
  • ich versuche viele neue Ansätze zu lernen und zu verstehen, 
  • ich lerne aus meinen Fehlern,
  • es läuft besser als vorher.
  • ich kann sogar in kleinsten Zeitebenen handeln.
PHASE 5 - REVISION
  • eigentlich habe ich mir alles anders vorgestellt, 
  • ich war nicht ehrlich zu mir, ich wollte viel Geld mit wenig Arbeit,
  • der Arbeitsaufwand ist immens,
  • ich brauche mehr Geld, um mehr Gewinne zu erzielen,
  • ich brauche mehr Zeit.
PHASE 6 - JETZT ODER NIE
  • ich teste tausend neue Systeme und Ansätze, 
  • ich bin nahe dran, bekomme aber die Verluste einfach nicht in den Griff,
  • ich bin nicht schlecht aber auch nicht wirklich gut,
  • wo will ich wirklich hin?

PHASE 7/ 8/ 9 - SELBSTFINDUNG


Diese Phasen stehen symbolisch für viele individuelle Prozesse, die hier ablaufen. Dazu gehören weitere Ausbildungsschritte, psychologische Schulungen, Krisen, Verluste, Therapien, etc. Hier passiert etwas magisches, etwas was den Trader aus der Tiefe erhebt und ihm den letzten Schliff gibt. Es ist zu vergleichen mit dem Bestehen einer Prüfung: Unmittelbar nach der Prüfung weiss man nicht mehr als vorher und dennoch ist das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen enorm angestiegen.
Die Leser, die von diesem Blog profitieren möchten, sollten ungefähr in Phase 6 angekommen sein; denn die Phasen 7, 8, 9 werde ich in den nächsten Wochen und Monaten detaillierter beschreiben. Viele hören genau an dieser Stelle auf und nur wenige erklimmen die letzten Hürden.

PHASE 10 - TRADER
  • ich habe die Geheimnisse entdeckt,
  • es ist das Spiel der Spiele,
  • liebe Dein Geld wie ein Kind: hege und Pflege es und lass' es gehen wenn es will,
  • ich habe keine Angst vor dem Totalverlust,
  • ich habe keine Angst zu versagen,
  • ich habe keine Angst vor morgen; es läuft einfach - ich bin jedes mal aufs Neue erstaunt, dass ich kein Superheld bin. Ich will unbedingt einen neuen Job, ich brauche Veränderung.
... und dann wird es ruhig .... :-)



Übung:

Finde Dich in einer der Phasen; sollte es Überschneidungen geben - wähle das Mittel aus der niedrigsten und höchsten in Abhängigkeit von der Anzahl der zutreffenden Punkte.
Selbstbewusstsein ist wichtig, Bescheidenheit ist kein Fehler.

Mittwoch, 25. August 2010

Positionsgröße und Risiko - tausendmal gelesen, nie verstanden.

Die Positionsgröße und das Risiko sind zwei Schlüssel zum Erfolg. Wer diese Komponenten missachtet ist schneller pleite als geplant. Es gibt allerdings eine Einschränkung - und da wären wir wieder bei den typischen Börsenweisheiten. Ohne "reich" näher zu definieren, möchte ich hier mal ein einfache Faustregel angeben:

Wenn Trader "Williams" schnell reich werden will, sind die Parameter Risiko und Positionsgröße nicht relevant - einzig die Fähigkeiten des Traders sind ausschlaggebend. Der Trader muss sich jeder Zeit im Klaren sein, dass sein Weg ganz schnell zum Totalverlust führen kann. Solltet Ihr also einen Trader beobachten, der aus 500 oder 1000 Euro eine Millionen ertraden will, so verurteilt ihn nicht wegen seines Risikos und seiner Positionsgrößen sondern bewundert ihn wenn es funktioniert und lacht mit ihm wenn es in die Hose geht - das sollte ein guter Trader bei diesem Einsatz verkraften.

Wenn Trader "Dagobert" langsam reich werden möchte sind die Parameter Risiko und Positionsgröße relevant. Der Trader setzt auf Zeit und den Zinseffekt und dabei ist es wichtig, dass Kapital zu erhalten. Die Trades haben wesentlich weniger Glücks-Charakter als die des Trader-Williams. Solltet Ihr also einen Trader sehen, der nur minimale Performance erreicht, lacht ihn nicht aus sondern betrachtet die gesamte Historie und bewundert (im guten Fall) seine Disziplin und Ruhe. Diese Trader benötigen länger um zu Geld zu kommen, allerdings sparen sie sich meist die Erfahrung eines Riesen-Drawdowns oder eines Margin-Calls.

Natürlich lässt sich das ganze noch auf andere Parameter wie Drawdown oder ähnliches erweitern, ich denke aber, es wird klar, was ich aussagen will:
No Risk, no Fun! Wer also an seinem Geld hängt und nicht bereit ist, 500 bis 5000 Euro einfach mal zu "opfern", sollte niemals der Versuchung erliegen "schnell reich werden zu wollen" - das geht so nicht. An dieser Stelle haben es besonders die erfahrenen Trader schwer, die schon lange dabei sind aber nie in Summe Gewinne fahren - sie haben einfach die Nase voll von Verlusten und die Risikobereitschaft sinkt massiv - ich kenne nicht wenige, die nur noch traden, um irgendwann mal wieder Ihre Verluste der Vergangenheit auszugleichen.

Fazit:
Keine Regel, keine Börsenweisheit darf für sich allein betrachtet werden. Ohne zu wissen, wo man eigentlich hin will, darf man diese Dinge nicht als gegeben und gültig hinnehmen. "Was will ich?" ist die Kernfrage, die beantwortet werden muss. Es nützt einem nichts, sich den sichersten Tresor zu kaufen, wenn man nichts hat, was man reinlegen kann.

Samstag, 21. August 2010

Urlaub vorbei

Die kommende Woche werde ich noch nicht traden sondern mich erst einmal orientieren. Ich werde schauen, wie sich die Märkte verhalten und meine Systeme und Templates anpassen. Wesentliche Änderungen der Preise, extreme Bewegungen oder Volumina konnte ich auf den ersten Block nicht feststellen, von daher erwarte ich auch keine Überraschungen bzgl. der Performance der nächsten Wochen.

Ich bin erfreut, dass mein Chart-Template bei einigen Leuten Anklang gefunden hat; der eine oder andere scheint ja nun auch schon seinen Nutzen daraus zu ziehen - ... dann wartet mal, bis die richtigen kommen :-).

Inzwischen werde ich die bunte Trader-Welt wieder um ein paar kleine Artikel bereichern ...