Mittwoch, 1. Dezember 2010

Lektion 8: Konsequenzen und Einfluss

Jeder Mensch weiss, dass sein Handeln Folgen hat. Wir sind Teil eines Ganzen und ohne das eigene Einwirken wird sich der Gang der Dinge anders entwickeln als mit aktiven Wirken. Man kann hier philosophisch weit ausholen und viel ergänzen, jedoch geht es mir eigentlich nur darum, klar zu machen, dass der Trader so viel Einfluss hat wie er bereit ist zu geben.

Wenn ich ein aktive Rolle im Leben spielen will und Einfluss auf meine Umgebung ausüben möchte muss ich mich einbringen. Nehmen wir als Beispiel einen kleinen Fußball-Verein, in dem sich jeder ein neues Vereins-Trikot wünscht:

  • Der Spieler hat den Wunsch und auch das Geld, aber er kann nicht einfach ein neues Trikot kaufen, weil er sich der Trikot-Politik des Vereins anpassen muss. Kauft er sich dennoch eins, ist das Risiko hoch, dass Geld zum Fenster rausgeworfen zu haben, falls der Verein ein anders wählt.
  • Der Trainer hat da schon bessere Karten; er wird vom Vorstand gehört. Je nachdem wie gut die Leistung des Trainers ist, d.h. wie viel Zeit und Arbeit er in die Mannschaft investiert, wird die Manschaft stärker. Mit einer stärkeren Mannschaft im Rücken gewinnt der Trainer auch an Einfluss und es wird ihm leichter fallen Entscheidungen zu lenken. Kauft er sich ein neues Trikot vorab ist es schon wesentlich wahrscheinlicher als beim Spieler, dass er sein Geld sinnvoll investiert hat.
  • Der Vorstand selbst trifft alle monetären Entscheidungen, er verhandelt und kauft die Trikots aus Motiven heraus, die der Spieler nicht überblickt. Der Trainer wird angehört und kann evtl. sein Veto einlegen, wenn er die Moral der Manschaft gefährdet sieht (rosa Trikots mit Blümchen) - aber letztendlich wird der Vorstand entscheiden. Ein Vorstandsmitglied, dass sich ein Trikot vorab kauft, greift selten ins Leere.


Ähnlich st es nun an der Börse. Die Spieler könnte die Trader sein, die Trainer die Broker und der Vorstand die Börse und ihre Big-Player. Es muss jetzt nicht diskutiert werden, ob es im Detail wirklich so ist, sondern man muss verstehen, dass es ein Unterschied macht mit wie viel Eigenleistung man an eine Sache herangeht und damit meine ich die Start-Up-Phase, nicht das laufende System. Am Ziel drehen sich natürlich die Verhältnisse und der Vorstand hat das leichteste Leben - aber der Weg dort hin ist steinig.
Trader zu sein ist leicht, Trainer schon schwieriger und um in den Vorstand zu gelangen ist viel Arbeit notwendig.

Der Trader muss sich also nun im Klaren sein, dass sein Chancen, das Geschehen zu lenken mit der Stärke seines Einsatzes steigen. Ein Trader allein zu Haus, ohne Kontakte hat es schwerer als ein Trader mit vielen Kontakten, der wiederum hat es schwerer als ein kleiner Broker mit vielen hochkarätigen Kontakten und Einblicken in unzählige Konten und Bewegungen, etc.
Ein Trader, der wenig Geld hat und wenig handelt ist eine Blatt im Wind - mehr nicht - sein Trade (Trikotkauf) ist mit einem hohen Risiko verbunden.

Das hört sich schlimmer an als es ist; denn man beeinflusst als kleiner Trader zwar nicht direkt die Märkte aber mit jedem Trade bin ich Teil des Gesamtsystems und das kann ich sehr wohl beeinflussen ... und mit jedem Trade, den ich durchführe beeinflusse ich es mehr. Als Beispiel nehme man hier die Änderung der Wahrscheinlichkeit, das mein Trade in einer Range einer der Auslöser für den Breakout ist. Jemand der nur einmal am Tag tradet, hat hier eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit das Zünglein an der Wage zu sein - jemand der 500 mal am Tag tradet hat wesentlich bessere Karten. In dem Moment, in dem ich anfange zu gewinnen und mehr Marktgewalt zu gelangen verändert sich mein Einfluss erneut, gepaart mit hohen Tradingfrequenzen wird mein Volumen an Einfluss am Markt gewinnen.

Nun sitzt der eine oder andere erfahrene Leser vor diesem Text denkt: "Blödsinn im Forex, kann ich mit meinem Volumen gar nichts beeinflussen". Das stimmt nicht! Wer Spaß hat, kann hier eine Lesepause einlegen und sich eine Weile intensiv damit auseinandersetzen, ob man tatsächlich keinen Einfluss auf die Märkte hat oder nicht. Wer dazu zu faul ist, liest einfach weiter.

Anfängern versucht man gerne zu vermitteln, das einige Märkte wie z.B. der Forex-Markt besonders "fair" sind. Nur weil der Markt sich irgendwie, offensichtlich durch utopische Volumina, bewegt, heisst dass noch lange nicht, dass ich keinen Einfluss darauf habe - der Einfluss ist vielleicht nur nicht ganz so groß und offensichtlich.

Die Wahrheit ist aber, dass mit einen hohen Volumen das Gesamtsystem an einer ganz anderen Stelle beeinflusst wird - nämlich an meinem direkten Tradingverhalten und meiner Marktteilnahme: im Extremfall könnte es sogar sein, dass ich in die andere Richtung trade. Darauf wäre ich mit einem kleinen Konto vielleicht nie gekommen. Und dann trade ich "zufällig" in die "richtige" Richtung - aber keiner glaubt von sich selbst, er sei an dieser globalen Richtung mitschuldig - keiner der Millionen Teilnehmer :-).

Wer viel tradet hat einen klaren Vorteil, d.h. nicht, dass man um langfristig erfolgreich zu sein viel traden muss. Aber es heisst auf den Weg zum Erfolg viel lernen und verstehen und im Gegensatz zu den typischen Schulsystemen sind die Synergie-Effekte von der ersten Sekunde an allgegenwärtig - zu denken, was ich sehe und tätige hat keinen Einfluss ist falsch; in dem Moment des Einschaltens des Computers, des Beobachtens der Kurse und der Meinungsbildung beginnt das Spiel ...