Der Homo oeconomicus bezeichnet einen (fiktiven) Akteur, der
- eigeninteressiert und
- rational handelt,
- seinen eigenen Nutzen maximiert,
- auf veränderliche Restriktionen reagiert,
- feststehende Präferenzen hat
- und über (vollständige) Information verfügt.
Den Rest des Modells wollen wir an dieser Stelle schnell vergessen, aber die oberen Punkte (insbesondere der letzte) sind ein gute Annäherung ohne die Berücksichtigung der psychologischen Komponenten.
Aber wie kommt man dahin, wie wird man Trader?
Hier einmal die typischen Stationen eines Traders aus meiner Sicht, unter der Prämisse, dass man nicht nach irgendeiner Phase aufgibt - der eine oder andere mag sich wiederfinden:
PHASE 1 - MICH INTERESSIERT DIE BÖRSE
- Erstes Interesse für die Börse,
- Kauf der ersten Literatur,
- Erste Informationsbeschaffung im Internet,
- Kontoeröffnung (Demo oder Real) mit ersten Gehversuchen.
PHASE 2 - ICH KENNE DIE BÖRSE UND DIE AKTEURE
- Trading ist anders als einfach nur ein paar Aktien kaufen,
- passive oder aktive Teilnahme an Blogs/ Communities,
- Kontakt zu andern Tradern aufbauen,
- andere versuchen für das was ich mache zu begeistern,
- erstes Verständnis entwickeln für die Märkte,
- Methodentraining: technische Analye, News, Mondzeiten, etc.
PHASE 3 - DIE REALITÄT IST HART
- Trading ist etwas ganz besonderes, etwas elitäres,
- ich bin stolz ein Trader zu sein,
- oh man, was erzählen die Laien immer nur von der Börse, die haben doch keine Ahnung,
- ich kann jetzt schon viel und brauche Praxiserfahrung,
- erste Gewinne, aber die Verluste fressen alles auf.
PHASE 4 - ICH BIN TRADER UND WEISS BESCHEID
- irgendetwas lief falsch,
- ich braucht einen neuen Ansatz,
- ich versuche viele neue Ansätze zu lernen und zu verstehen,
- ich lerne aus meinen Fehlern,
- es läuft besser als vorher.
- ich kann sogar in kleinsten Zeitebenen handeln.
PHASE 5 - REVISION
- eigentlich habe ich mir alles anders vorgestellt,
- ich war nicht ehrlich zu mir, ich wollte viel Geld mit wenig Arbeit,
- der Arbeitsaufwand ist immens,
- ich brauche mehr Geld, um mehr Gewinne zu erzielen,
- ich brauche mehr Zeit.
PHASE 6 - JETZT ODER NIE
- ich teste tausend neue Systeme und Ansätze,
- ich bin nahe dran, bekomme aber die Verluste einfach nicht in den Griff,
- ich bin nicht schlecht aber auch nicht wirklich gut,
- wo will ich wirklich hin?
PHASE 7/ 8/ 9 - SELBSTFINDUNG
Diese Phasen stehen symbolisch für viele individuelle Prozesse, die hier ablaufen. Dazu gehören weitere Ausbildungsschritte, psychologische Schulungen, Krisen, Verluste, Therapien, etc. Hier passiert etwas magisches, etwas was den Trader aus der Tiefe erhebt und ihm den letzten Schliff gibt. Es ist zu vergleichen mit dem Bestehen einer Prüfung: Unmittelbar nach der Prüfung weiss man nicht mehr als vorher und dennoch ist das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen enorm angestiegen.
Die Leser, die von diesem Blog profitieren möchten, sollten ungefähr in Phase 6 angekommen sein; denn die Phasen 7, 8, 9 werde ich in den nächsten Wochen und Monaten detaillierter beschreiben. Viele hören genau an dieser Stelle auf und nur wenige erklimmen die letzten Hürden.
PHASE 10 - TRADER
- ich habe die Geheimnisse entdeckt,
- es ist das Spiel der Spiele,
- liebe Dein Geld wie ein Kind: hege und Pflege es und lass' es gehen wenn es will,
- ich habe keine Angst vor dem Totalverlust,
- ich habe keine Angst zu versagen,
- ich habe keine Angst vor morgen; es läuft einfach - ich bin jedes mal aufs Neue erstaunt, dass ich kein Superheld bin. Ich will unbedingt einen neuen Job, ich brauche Veränderung.
... und dann wird es ruhig .... :-)
Übung:
Finde Dich in einer der Phasen; sollte es Überschneidungen geben - wähle das Mittel aus der niedrigsten und höchsten in Abhängigkeit von der Anzahl der zutreffenden Punkte.
Selbstbewusstsein ist wichtig, Bescheidenheit ist kein Fehler.
Übung:
Finde Dich in einer der Phasen; sollte es Überschneidungen geben - wähle das Mittel aus der niedrigsten und höchsten in Abhängigkeit von der Anzahl der zutreffenden Punkte.
Selbstbewusstsein ist wichtig, Bescheidenheit ist kein Fehler.
Sehr interessanter Artikel, ich denke bei mir verschwimmen gerade die Punkte 4-6. Ein sicherlich schwieriger Punkt am Karriereweg, aber auch das ist machbar. Einmal so weit gekommen, gibt es keine zurück mehr.
AntwortenLöschenVor allem der Punkt Arbeitsaufwand. Man denkt anfangs, wenn ich erst mal ein laufendes System habe, kann ich mich zurück lehnen. Dem ist leider nicht so, da fängt die arbeit erst an.
Und wenn ich ganz leise bin, hör ich schon wieder meine liebe Frau die mir sagt ich soll endlich die Kiste ausmachen, es ist Wochenende!
Ich habe unzählige Menschen vor den Kopf gestossen, viele Freundschaften zerstört; gut zehn Jahre in der Entwicklung des Tagesgeschehens in einer gewissen Lebensphase fehlen mir völlig.
AntwortenLöschenMeine Frauen haben mich zwar nie verlassen aber ich zahlte einen hohen Preis für mein jetziges Luxusleben - ich habe die Kurve erst sehr spät, aber noch rechtzeitig bekommen und habe großem Respekt vor Freizeit und Wochenende - Ich arbeite exakt 200 Tage im Jahr, nie mehr.
Allerdings würde ich mich bis heute nie von jemanden Einschränken lassen ;-)
Zitat: "Ich habe unzählige Menschen vor den Kopf gestossen, viele Freundschaften zerstört; gut zehn Jahre in der Entwicklung des Tagesgeschehens in einer gewissen Lebensphase fehlen mir völlig."
AntwortenLöschenDas kenne ich nur zu gut! Wenn man das von sich behautpten kann, dann ist es meiner Meinung nach ein sicheres Zeichen dafür, dass man seine "Berufung" lebt und seine Intention gefunden hat. Anders wäre ein solcher Prozess gar nicht möglich, da man sonst bereits in einer früheren Entwicklungsstufe bereits aufgegeben hätte! Was mich dabei jedoch sehr stört, ist der Egoismus den man sich auf dem Weg dorthin zwangsläufig aneignet - leider auch im privaten Lebensbereich. Das ist der hohe Preis für ein Leben als Trader... dessen muss sich jeder bewusst sein.
P.S. Guter Artikel!
LG
Wolfgang
die Frage ist , ob es das wert ist - Profi-Trader zu sein ohne Plan B und sicheren Boden au8f den man zurückfallen kann, ist IMO das Risiko zu hoch...
AntwortenLöschenund die Märkte und Gesetze ubd Erfolgsformeln ändern sich, und auch wenn es einer geschafft hat, ein erfolgreicher Trader zu sein, weiß keiner, ob er das auch in aller Zukunft sein wird...das macht die Zukunftsplanung so schwierig...
AntwortenLöschen"die Frage ist , ob es das wert ist - Profi-Trader zu sein ohne Plan B und sicheren Boden auf den man zurückfallen kann, ist IMO das Risiko zu hoch... "
AntwortenLöschendazu fällt mir Hernando Cortez mit Burn the Boats ein !!! http://www.youtube.com/watch?v=nlNngcDNFS0
-> Take it or die
- ich habe keine Angst vor dem Totalverlust - warum nicht? weil du nur wenig investiert bist?
AntwortenLöschen" Take it or die" Einstellungssache, das Problem ist nur, dass die meisten nun mal statistisch auf dem Weg zum erfolgreichen Trader scheitern..., deshalb sollte man sich erst eine Grundlage suchen, aúf deren Basis man dann versuchen kann vom Hobby-Trader zum Profi-Trader aufzusteigen. Ist ähnlich, wie auf dem Weg zum Fußballprofi, die meiusten Talente scheitern und ohne Plan B ist das nun mal schlecht...
AntwortenLöschenUnd keiner weiß übrigens, wie viele der selbst ernannten erfolgreichen Profis auch tatsächlich so erfolgreich sind... denn Trader ist nun mal kein geschützter Begriff.
@Anonym
AntwortenLöschenHahaha, welcher Arbeitsplatz ist den heute schon sicher und von welcher Sache kann man schon wissen, ob Sie in Zukunft noch so sein wird wie jetzt. Sprich doch mal mit einem Opel- oder Quelle-Mitarbeiter darüber. Das ist wohl kein Argument.
Aber ich sag Dir etwas: Wenn Du es geschafft hast und einen Betrag von mindestens und jenseits der zwei Mio auf dem Konto hast, ist es piep-egal, ob sich die Märkte so bewegen wie früher oder nicht - es funktioniert irgendwie immer! Und im Notfall bekomme man mit dieser Depotgröße immer eine 6-8% Anlage um mit nur 100K im Jahr "über die Runden zu kommen".
Das Problem ist, dass alle dieses Gerüchte glauben, dass schlechte Börsenjahre die Trader hart treffen. Blödsinn! Hart trifft es nur die öffentlich handelnden Trader-Mediengurus, die dann schlecht dastehen und sich irgendwie vor ihren Lemmingen rechtfertigen müssen, weil man ihnen vielleicht sogar folgte. Wer weiss wie es geht, verliert in solchen Zeiten nicht sondern gewinnt und selbst die, die die nicht im Tageshandel tätig sind, wie z.B. Buffet, nagen danach nicht am Hungertuch.
Geld will zu Geld ... das ist das große Geheimnis!
@Noname Trader das ist eine gute Geschichte; einige Feldherren in der Geschichte des Krieges haben so reagiert, um aus einer auswegslosen Situationen eine Ausweg zu schaffen. Opfer muss man für alles bringen, was einem am Herzen liegt.
@Anonym
"ich habe keine Angst vor dem Totalverlust - warum nicht? weil du nur wenig investiert bist? "
Nein weil ich etwas habe, was mir beim Totalverlust niemand nehmen kann: Meine Skills! Ich vertraue nur mir und meinen Fähigkeiten. Ich fange einfach von vorne an.
P.S.: @Anonym Warte beim nächsten Post vor dem Absenden einfach geduldig 5 Minuten, dann musst Du nicht immer zweimal posten :-).
und wie viele der z.B. Seminaranbieter erfolgreich traden können, weiß auch niemand...
AntwortenLöschenJa, ganz sichere Jobs gibt es nicht, aber es gibt doch schon relativ sichere Jobs oder Ausbildungen.
AntwortenLöschenund "Geld will u Geld" klar, das stimmt, aber du musst erstmal in diese komfortable Situation kommen und wenn jemand erstmal 2 Mio Euros hat, kann er, wenn er entsprechend haushaltet auch von den Festgeldzinsen leben.
Aber gibt es wirklich Trader, die in jeder Marktphase Performance erreichen? Vielleicht auf lange Sicht, aber in jeder Marktphase?, und damit meine ich nicht nur die Krisen, dass da gerade Trader auf der Shortseite große Chancen haben, ist mir auch klar, sorry, bei allem Respekt, aber dass es viele Trader gibt, die in jeder Marktphase gewinnen, kann ich mir nicht vorstellen...
"Aber ich sag Dir etwas: Wenn Du es geschafft hast und einen Betrag von mindestens und jenseits der zwei Mio auf dem Konto hast, ist es piep-egal, ob sich die Märkte so bewegen wie früher oder nicht - es funktioniert irgendwie immer! Und im Notfall bekomme man mit dieser Depotgröße immer eine 6-8% Anlage um mit nur 100K im Jahr "über die Runden zu kommen".
AntwortenLöschenals Trader musst du auch mal mit negativer Performance rechnen, d.h. mitv einem Mindestgewinn von 6-8% kannst du nicht rechnen, wenn es schlecht läuft, und du einen DD hast und z.B. 10% von deinem Account verlierst, sind das schon mal 200 k weniger und deinen Lebensunterhalt musst du dann ebenfalls aus den Reserven decken...und dann spätestens beginnen Stress und Druck..., denn was ist dann wenn du im nächsten Jahr wieder einen DD hast?...
"aber du musst erstmal in diese komfortable Situation kommen und wenn jemand erstmal 2 Mio Euros hat"
AntwortenLöschen=> Stimmt und genau das schafft man nicht mit einem "normalen" Job - dafür muss man halt viel riskieren. Wem es das also Wert ist ...
"Aber gibt es wirklich Trader, die in jeder Marktphase Performance erreichen? ... sorry, bei allem Respekt, aber dass es viele Trader gibt, die in jeder Marktphase gewinnen, kann ich mir nicht vorstellen..."
=> Ich habe das bewusst überspitzt dargestellt - natürlich gewinnt man nicht immer und in jeder Markphase, aber als Trader ist man auch Überlebenskünstler und man adaptiert sehr schnell und sollte solche Phasen eigentlich auch locker überleben. Ich kenne zumindest persönlich keinen Trader der nach den Krisen seinen Job geschmissen hat - auch wenn es mal größerer Verluste gab.
Vielleicht sollte ich noch mal betonen, dass ich Intraday-Trader bin! Mir sind Markphasen sowas von egal ... und auch wenn es für Dich unvorstellbar ist; ich habe die DotCom-Krise entspannt mit nur leichtem Kapitalzuwachs überlebt, aber habe nach 2003 gierig auf ein neues Krisen-Jahr wie 2008 gewartet - und das war ein Fest.
"und z.B. 10% von deinem Account verlierst, sind das schon mal 200 k weniger und deinen Lebensunterhalt musst du dann ebenfalls aus den Reserven decken"
=> Nimm Dir eine Mega-Müsli-Packung (feines Müssli, kein grobes) aus der Metro. Entferne 10% und sage mir, ob Du wirklich das Gefühl hast, Du musst Dich jetzt beim Essen einschränken - nun hier gibt es in der Tat unterschiedliche Einstellungen zum Leben. Ich kenne Leute, die Fahren sofort zur Tankstelle, wenn der Preis um einen Cent sinkt - ich nicht, was nicht bedeutet, dass ich nicht sparsam bin. Alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit - und was sind beim Traden schon 10%?
@Anonym Empfindest Du Deine Art zu posten eigentlich als effektiv? Wiese denkst Du nicht erst zu Ende und schreibst dann?
"Empfindest Du Deine Art zu posten eigentlich als effektiv? Wiese denkst Du nicht erst zu Ende und schreibst dann?"
AntwortenLöschenAnsichtssache, deine posts werfen für mich nun mal verschiedene Fragen auf, die ich hier einfach mal aus Interesse stelle.
Es wird sowieso die Zukunft zeigen, was du von dem, was du hier ankündigst, wirklich umsetzen kannst - insbesondere ob du tatsächlich so erfolgreich tradest, wie du sagst. Es gibt andere blogs, die ihre Leser doch nach vielen Ankündigungen gerade in diesem Punkt sehr enttäuscht haben. Aber alles in allem finde ich es im Moment ganz nett, deinen blog zu lesen, hoffe aber, dass du irgendwann auch noch etwas konkreter auf dein Trading eingehst und wir hier mal über Strategien, Methoden, Analysen o.ä. diskutieren können. so, für heute aber genug, heute werde ich nicht mehr mit Fragen nerven :-) Wünsche dir und allen Lesern einen schönen tradingfreien Tag
@Anonym
AntwortenLöschenIch glaube Du hast mich falsch verstanden; Deine Fragen nerven nicht im geringsten, ich finde es nur anstrengend, dass Du Deine Kommentare aufteilst :-). Danke, auch Dir einen schönen Sonntag.
Ich kann nicht versprechen, dass ich jedem genüge - wenn nur eine einzige Person einen Nutzen aus diesem Blog zieht, ist mein Geschriebenes nicht umsonst gewesen.
Ich gehe nicht davon aus, dass jeder der hier liest gleich davon ausgeht, in Kürze vom Trading leben zu können.
Statistisch gesehen - sollte man also sowieso sämtliche Erwartungen an Trading-Blogs/ Lektüre/ Systeme, etc. nach unten schrauben.
"It's A Long Way To Tipperary"...die Praxis ist knallhart, dennoch stellt sich IMHO die Frage nach einem Plan B nicht - hat für mich zu tun mit total commitment. Ich möchte jedenfalls keinen 'normalen' Job mehr; wäre mir zu unsicher :-D und ja: Geld will zu Geld (gilt ebenso umgekehrt)
AntwortenLöschendanke für deine radikalen "lerninhalte"!
In einen "normalen" Job möchte ich auch nicht mehr zurück, aber wer würde mich auch nehmen? Ich bin zum Verbleib in dieser Branche verdammt.
AntwortenLöschen... "total commitment" ist sehr gut, könnte man auch als Basisgedanken begreifen.
Schönes WE
"...aber wer würde mich auch nehmen?"
AntwortenLöschenoh, ich vergass...vielleicht bei der freiwilligen feuerwehr - halbtags :))
happy WE